Wer bezahlte für Hitler

Widerstand und Verfolgung in Mülheim an der Ruhr 1933 - 1945

92 Min., 16mm, s/w, BRD 1983


Regie, Kamera: Rainer Komers Kontakt, Kassetten
Ton: Georg Bender, Klaus Müller Rainer Komers Filmproduktion
Schnitt: Christel Fomm, Jutta Uhl Moritzstr. 102
Gedichte: Lotte Temming 45476 Mülheim an der Ruhr
Text, Sprecher: Ernst Schmidt Tel/Fax 0208-77 94 38
Musik: Helge Schneider Mobil 0170-801 85 93
Produktion: Rainer Komers Filmproduktion r.komers@t-online.de
Gefördert durch Kulturelle Filmförderung NW (www.agdok.de )  

 

Nach der Ausstrahlung der US-Fernsehserie "Holocaust" 1979 entstanden überall im Land Geschichtswerkstätten, die sich mit der lokalen Erforschung der Zeit von 1933 bis 1945 beschäftigten - so auch in Mülheim an der Ruhr. Ein Tabu war gebrochen, ein Tabu, errichtet aus Schuldbewusstsein, Verdrängung, Kalter-Krieg-Hysterie und einer immer noch vorhandenen Fremdenfeindlichkeit. Ein Arbeitskreis an der Mülheimer Volkshochschule, der sich aus Verfolgten des Naziregimes, Antifaschisten und jungen Historikern zusammensetzte, sammelte dokumentarisches Material, befragte Zeitzeugen, erarbeitete einen umfangreichen Katalog und eine Wanderausstellung, die in Schulen und Bildungseinrichtungen gezeigt wurde. An diese bereits aufbereitete "Geschichte von unten" konnte ich anknüpfen, als ich 1983 den Dokumentarfilm "Wer bezahlte für Hitler?" drehte. Der Titel ist abgeleitet von dem Buch "I Paid Hitler" über den Mülheimer Industriellen und Hitler-Förderer Fritz Thyssen. Der Film konfrontiert Thyssens Bekenntnisse und Zeugnisse der Mülheimer Industriellen Hugo Stinnes und Emil Kirdorf mit dem Widerstand der Arbeiterfamilie Gaudig und ihrer Verfolgung durch die Nazis. Otto Gaudig, der am Aufbau einer kommunistischen Widerstandsgruppe beteiligt war, wurde 1945, drei Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner, in der Wenzelnbergschlucht erschossen. Sein Sohn Theo erlebte das Kriegsende im Konzentrationslager Buchenwald. Ein Versuch von Mülheimer Antifaschisten nach dem Krieg, das Eigentum von ehemaligen Nazis und Wehrwirtschaftsführern in Gemeineigentum zu überführen, scheiterte am Veto der Besatzungsmächte.

Rainer Komers


Stimmen zum Film

Uniformierte Wehrmacht-Soldaten mit geschultertem Gewehr marschieren über die Schlossbrücke. Nicht nur auf dem Rathausturm, sondern auch auf einem Kirchturm und an fast allen öffentlichen Gebäuden in der Innenstadt wehen Hakenkreuzfahnen. Auf dem Viktoriaplatz werden "Splittergräben" ausgehoben, die Schutz vor Tieffliegern geben sollen. Es waren bedrückende Bilder, die Regisseur Rainer Komers 1983 für seinen Film "Wer bezahlte für Hitler?" zusammenschnitt. Der Film ist ein historisches Dokument, dessen Bedeutung über Mülheim hinaus reicht.

Neue Ruhr Zeitung

Einer der besten Filme, die zu dem Thema gemacht worden sind. Er wird die Leute (...) berühren, da bin ich sicher. Du bleibst immer so schön dicht an Mülheim und ergehst Dich nie in Allgemeinplätzen der NS-Geschichte. Ich habe nicht gemerkt, dass schon 1 ½ Stunden um waren. Kann man den Film auch kaufen?

Barbara Kaufhold, Historikerin


Komers' eindeutige Position, die Geschichte des Widerstandes aus der Gegenüber- stellung von Arbeitern und Industriellen deutlich zu machen, knüpft an die Theorie der Arbeiterfotografie an, wie sie vor 1933 in Deutschland in linken Bewegungen gefördert und gefordert wurde.

Kölner Stadt-Anzeiger


"Wer bezahlte für Hitler?" hat mich sehr berührt. Der ist schön gebaut, wunderbar die Bilder der Stadt und gut die Sprechenden. Käthe Metes vergisst man nie. Ich hoffe, der Film kann viel eingesetzt werden - er ist wirklich von Nutzen! Und wert die Mühe. Was selten der Fall ist.

Peter Nestler, Filmemacher


Im Film von Rainer Komers wird der Widerstand nicht einfach heroisiert, sondern wer genauer hinsieht, kann durchaus widersprüchlich Menschliches, also neben Mut, Opfer-bereitschaft, Durchhaltewillen auch Zweifel, Schwäche, teilweise Resignation oder Selbstüberschätzung heraushören; die Helden werden dadurch wirklich erfahrbar.

Freie Presse