Mülheimer Industrielle und die NSDAP

Aktive Gegner der Weimarer Republik waren die Mülheimer Großindustriellen Emil Kirdorf, Fritz Thyssen und Hugo Stinnes sen. und jun.
In der Endphase der Weimarer Republik wurden besonders Kirdorf und Thyssen zu Förderern und Mitgliedern der NSDAP. Aber auch Stinnes sen. gehörte zu den frühen Verehrern und Förderern der Nazis und anderer rechtsradikaler Vereinigungen.
Putschpläne zur Errichtung einer autoritären Rechtsdiktatur hatte Stinnes sen. bereits Anfang der 20er Jahre auf seine Fahnen geschrieben. Stinnes jun. war zwar nie Mitglied der NSDAP, unterstützte vor 1933 aber ebenfalls finanziell die NSDAP, verkehrte später in Sachen Politik und Wirtschaft mit den höchsten NS- und Wehrmachtsrepräsentanten.
Während des Krieges mussten zahllose Kriegsgefangene und Ostarbeiter in den Stinnes-Firmen arbeiten, wobei Misshandlungen und Prügeleien an der Tagesordnung waren.
Nach 1945 schlüpften prominente NS-Größen wie der ehem. SS-Standartenführer Dr. Best im Stinnes-Konzern unter.

 
   
 

 

Emil Kirdorf (l.) mit Adolf Hitler

Emil Kirdorf
(1847-1938) Kirdorf war Großindustrieller und führendes Mitglied des Alldeutschen Verbandes, der von 1891 bis 1939 bestand und als extrem chauvinistische Propagandaorganisation galt, die vor dem 1. Weltkrieg Kriegspläne ausarbeitete, die Kriegshysterie anheizte und sich 1923 am Hitler-Putsch beteiligte. Kirdorf stand jahrelang an der Spitze der Gelsenkirchener Bergwerks AG, war bis 1926 Vorsitzender des Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats. Bereits 1927 wurde er Mitglied der NSDAP und wurde 1937 von Hitler zum Staatsrat ernannt. Älteren Mülheimern ist er als persönlicher Bekannter Hitlers in Erinnerung, denn zu seinem Geburtstag kam der "Führer" immer zu Besuch auf den "Streithof" im Uhlenhorst.

 

 

Kirdorfs „Streithof“ im Speldorfer Wald
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Hugo Stinnes sen.

(gest. 1924) Stinnes sen., wegen seines finsteren Bartes auch "Assyrerkönig" genannt, gründete 1892 den Stinnes-Konzern, der 1923 während der Inflationszeit zum größten Konzern Europas wurde. Bereits während des Ersten Weltkrieges war Stinnes führend an der Ausarbeitung deutscher Eroberungspläne - insbesondere für Belgien/Frankreich - beteiligt und sprach sich entschieden für den ab 1916 praktizierten "uneingeschränkten U-Boot-Krieg" aus. Er war treibende Kraft bei der Verschleppung von 120 000 belgischen Zivilisten zur Zwangsarbeit in Deutschland. Nach der Novemberrevolution von 1918 sammelte Stinnes aktiv 500 Millionen Reichsmark für einen "Antibolschewismusfond" des rechtsradikalen Ideologen Eduard Stadler, der wiederum Stinnes für den "... kommenden nationalen Diktator der sozialen Revolution" hielt. Der spätere tatsächliche Diktator Hitler wurde wiederum von Stinnes frühzeitig bewundert, der die NSDAP bereits ab 1920 förderte.

 

 

Bebauung auf dem Anwesen der Familie Stinnes im Uhlenhorst
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