Jehovas Zeugen

Jehovas Zeugen waren die einzige religiöse Gruppe, die von Anfang an den Allmachtsanspruch des NS-Regimes nichts anerkannte und den Kriegsdienst verweigerte. 1933 verboten, wurden in der Folgezeit etwa 1200 Mitglieder der Zeugen Jehovas von den Nationalsozialisten ermordet.

In Mülheim werden 42 Mitglieder Jehovas Zeugen – fast die Häfte der Gruppe – für ihre illegale Tätigkeit in kleinen religiösen Zirkeln sowie der Verweigerung des Wehrdienstes und der Arbeit in Rüstungsbetrieben verfolgt, verhaftet und verurteilt. Vier von ihnen– Paul Groß, Narciso Ried, Johann Hörstgen und Paul Weseler – wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

Mülheimer Bürger, die während des NS-Regimes als Zeugen Jehovas, damals Bibelforscher genannt, verfolgt, inhaftiert oder hingerichtet wurden

Baumgart, Hans
Verurteilt, 7 Monate inhaftiert; Stellung als Postangestellter verloren

Baumgart, Grete
Verhaftet am 7.4.44 und 26.5.44
Vier Wochen Schutzhaft wegen Verdunklungsgefahr, dann mangels Beweisen entlassen

Groß, Paul
Hingerichtet am 9.8.43 in Brandenburg

Hörstgen, Johann
Berlin-Plötzensee, Brandenburg-Goerden, hingerichtet am 14.8.44

Kaminski, Hermann
3 Monate U-Haft in Duisburg und 7 Monate Haftstrafe bis Juli 1937 in Bochum

Kick, Franz
14.4.44 verhaftet, vom Sondergericht Hamm zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt

Krass, Albert
26.6.36 bis 27.1.37 sieben Monate Haft in Duisburg, dann 3.6.40 bis 20.12.40 sechseinhalb Monate Haft in Berlin

Passmann, Gerhard
24.7.36 bis 24.2.37 sieben Monate in Haft in Duisburg und Bochum; 20.4.40 bis 15.10.40 in Oberhausen und Berlin wegen Wehrdienstverweigerung

Reschke, Agnes
Verhaftet 1937, LG Duisburg: Urteil 9 Monate Gefängnis

Reschke, Alex
LG Duisburg 1935 und 1937, je zwei Monate Gefängnis

Riet, Narciso
inhaftiert in Dachau/Berlin Plötzensee/Brandenburg/Gardelegen. Hingerichtet 23.11.44

Steinhoff, Edith
wurde als Bibelforscherin am 12.1.44 von der Gestapo in das Politische Gefängnis Essen eingeliefert und dort schwer misshandelt. Am 6.3.44 wurde Edith Steinhoff in die Strafanstalt München Stadelheim überführt und auch dort misshandelt. Vom 22.4.44 bis 2.6.45 war sie im Landgerichtsgefängnis Landshut in Untersuchungshaft.

Steinhoff, Selma
Mai 1944 Haftbefehl. Konnte sich der Hinrichtung entziehen.

Steinhoff, Heinrich
Zweimal verhaftet, 1937 und 1944; wegen Erblindung für haftunfähig erklärt. Berufsverbot als selbständiger Gerber / Geschäft geschlossen

Terjung, Walter
Verhaftung Juni 1936, LG Duisburg: Urteil 8 Monate Gefängnis

Trappmann, Robert
27.3.35 und 11.1.37 verhaftet. LG Duisburg: Urteil 2 und 9 Monate / Anschluß KZ Buchenwald bis Mai 1945

Wanner, Jacob
Mai 1934 und August 1934 verhaftet, LG Duisburg: Urteil 8 Jahre und 10 Monate, danach KZ Buchenwald bis Mai 1945

Weseler, Paul
Verhaftung 15.10.36 Gefängnisstrafe; 2. Verhaftung 4.4.43, wegen Hochverrat zum Tode verurteilt, Hinrichtung 14.8.44 in Brandenburg

 

 

April 1933

Erste Verbote der Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Bayern, Sachsen und in anderen Ländern des Reiches auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten vom

28. Februar 1933

„zur Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte“ und zur „Wiederherstellung“ der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.

28 .Juni 1933

Besetzung Wachtturm-Druckerei und endgültiges Verbot (24. Juni) der Bibelforscher-Vereinigung (Jehovas Zeugen) in Preußen. Einige Wochen später verbrennen die Nationalsozialisten Wachtturm-Literatur und Bibeln an der Stadtgrenze von Magdeburg.

7. Oktober 1933

Protestbriefe und Telegramme der Zeugen Jehovas aus Deutschland und der ganzen Welt an Adolf Hitler.

Sommer 1936

Die Gestapo bildet ein Sonderkommando, um Jehovas Zeugen systematisch auszuschalten. Der Wachtturm meldet, dass 2894 Zeugen Jehovas inhaftiert und davon 600 in einem Konzentrationslager sind.

12. Dezember 1936

Verteilung der Luzerner Protestresolution im gesamten Ruhrgebiet.

20. Juni 1937

Zweite reichsweite Aktion. Der „Offene Brief“ wird verteilt. 1938 sind ca. 4000 (nach neuesten Forschungen 6000) Zeugen Jehovas in Deutschland und in Danzig in Gefängnissen und Konzentrationslagern. Hier werden sie in speziellen Baracken hinter Stacheldraht isoliert gehalten.

15. Dezember 1939

Öffentliche Erschießung des Zeugen Jehovas August Dickmann im KZ Sachsenhausen. Schikanen gegen inhaftierte Zeugen Jehovas nehmen zu.

7. Februar 1940

Seit Kriegbeginn sind 55 militärgerichtliche Todesurteile gegen Zeugen Jehovas ergangen (bis Ende des Krieges weit über 250).

1945

Bei der Zwangsevakuierung der KZ und auf den Todesmärschen nach Süden und Westen helfen sich die Häftlinge mit dem lila Winkel (Zeugen Jehovas) gegenseitig, um nicht von der SS erschossen zu werden.