Die Machtübernahme in Mülheim

Die NSDAP übernahm nach der Einsetzung Hitlers zum Reichskanzler auch in Mülheim die Macht, obwohl die NSDAP trotz vorheriger massiver Maßnahmen gegen KPD- und SPD-Wahlkandidaten bei der Kommunalwahl im März '33 in Mülheim mit 23 von 51 Ratssitzen nicht die Mehrheit erringen konnte.
Durch entsprechende Reichsgesetze wurden die ins Stadtparlament gewählten KPD- und SPD-Vertreter ausgeschlossen bzw. nahmen nicht mehr an den Ratssitzungen teil. Andere rechtslastige und bürgerlich-konservative Parteien gaben den Nazis die nötige Zustimmung und Mehrheit zur Übernahme der Kommunalvertretung.
Auf der Straße bekamen die SA-, SS- und Stahlhelmschlägerbanden offiziell Polizeigewalt und schüchterten durch Hausdurchsuchungen, Massenverhaftungen, Prügeleien u.a. ihre Gegner ein.
Von der Stadtverwaltung und Beamtenschaft wurden bald Treueide und Zuverlässigkeitsprüfungen zum neuen NS-Staat verlangt, in den Betrieben wurden die gewählten Arbeitervertreter durch Nazi-Anhänger ersetzt, die freie Presse wurde bedroht, Zeitungen beschlagnahmt und schließlich "gleichgeschaltet". Später lösten sich die verbliebenen bürgerlichen und konservativen anderen Parteien teilweise freiwillig selber auf.
Es gab dann nur noch NSDAP - Mitglieder und den Nazis genehme Personen als Stadträte.


Mülheimer Zeitung vom 12.03.1933
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Die Unterdrückung der gegnerischen Presse
Im Februar 1933 wurde die Schaukastenscheibe der "Mülheimer Volksstimme" zertrümmert, weil im Schaukasten ein Plakat hing, das Minister Hugenberg zeigte, wie er einem mit einem Hakenkreuz umhängten Hund einen Knochen vorhielt.
Am 2. März 1933 raubte eine Gruppe von SA-Männern mit vorgehaltenem Revolver eine gesamte Ausgabe des Mülheimer Volksblattes (1860 Exemplare).

Adolf Hitler fährt durch
Mülheim an der Ruhr
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Hakenkreuzfahnen
schmücken die Stadthalle
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Die Aufhebung der rechtmäßig gewählten Arbeitnehmervertretungen

Friedrich Wilhelm Hütte
in den 30iger Jahren
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30.1.1933

Berufung Hitlers zum Reichskanzler; Die NSDAP Mülheim feiert mit einem Fackelzug

Ende Februar 1933

200 Mann aus SS, SA
und Stahlhelm werden zu Hilfspolizisten ernannt,
zwei Tage später
Verhaftung zahlreicher politischer Gegner.
Die NSDAP Mülheim
feiert mit einem
Fackelzug.

März 1933

Kommunalwahl in Mülheim

31.3.1933

Erste Sitzungen der Stadt-verordneten. Die gewähten Vertreter von KPD und SPD waren ausgeschlossen.
Erster Ratsbeschluß: Ehrenbürgerschaft für Adolf Hitler.


Die Betriebsratsmitglieder, die noch am 30.3.33 gewählt worden und die nicht Mitglieder der NSDAP bzw. der NSBO (Nationalsozialistische Betriebsorganisation) waren, wurden bereits in den ersten Apriltagen ihres Amtes enthoben und in vielen Fällen auch entlassen.

Zum Beispiel bei folgenden Mülheimer Firmen:
Firma Ludwig Lindgens, Lederfabrik
AEG-Fabrik Mülheim/Ruhr
Vereinigte Stahlwerke AG, Stahl und Walzwerk Thyssen Mülheim/ Ruhr
Hamburger Kaffee Importgesellschaft Emil Tengelmann
Vereinigte Stahlwerke AG, Friedrich-Wilhelm-Hütte
Siemens - Schuckert Werke AG Mülheim
Ruhrtaler Maschinenfabrik Schwarz und Dyckerhoff GmbH
Wurstfabrik Leo Langer GmbH
Leonhard Tietz AG, Warenhaus
Gebr. Alsberg, Kaufhaus
Mülheimer Bergwerksverein ( Zechen Wiesche,
Humboldt, Rosenblumendelle)
Hebezeugfabrik und Eisengießerei Wilhelmi
Städtische Straßenbahn
Lederfabrik Hammann
Brauerei Gebr. Ibing
Firma W. Otterbeck, Schuhfabrik
Städtische Berufsfeuerwehr
Steinbruch Rauen
Lederfabrik August Herrenbrück
Polsterei Albert Ueberdick