Die Kunst auf dem Scheiterhaufen

Mit der Gleichschaltung der Medien durch die Nazis tobte in Deutschland auch die Zerstörungswut gegen fortschrittliche und humanistische Literatur und Kunst. Bekannt sind öffentliche Bücherverbrennungen, bei denen literarische und wissenschaftliche Werke bedeutender Autoren vernichtet wurden. Viele Künstler und Wissenschaftler wurden verfolgt, verhaftet und umgebracht, viele flüchteten aber auch rechtzeitig ins Ausland, um dort im Asyl zu leben.
Auch Künstler aus Mülheim gehörten zu den Verfolgten während dieser Zeit.
Neben dem bekanntesten – Otto Pankok – gehörten hierzu der nach Amerika geflohene Arthur Kaufmann und der Portraitmaler und Karikaturist Hermann Haber.
Als den Nazis nicht genehme, sogenannte entartete Kunst, wurden z. B. 1937 fünfzehn Werke aus dem Besitz des Städtischen Museumsbeschlagnahmt und enteignet, darunter Bilder von Franz Marc, August Macke, Emil Nolde und Carl Hofer.

 

 

 

Heinz Kiwitz: Bücherverbrennung. Linolschnitt. Paris 1938
Der verfolgte Duisburger Künstler Heinz Kiwitz starb im Spanischen Bürgerkrieg im Kampf gegen das Franco-Regime. Durch seine Schwester Trudel, die später den Mülheimer Maler Heinrich Siepmann heiratete, war die Verbindung mit der Ruhrstadt gegeben.

 

 Otto Pankok

wurde 1893 in Mülheim-Saarn geboren und wuchs dort auf. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit dem NS-Staat stand sein Werk „Die Passion“, 60 großformatige Kohlemalereien aus dem Leben Christi, das auch in Buchform erschienen war. Die Originale mußten ins Ausland geschmuggelt werden, und von den Büchern konnten nur wenige gerettet werden. Schon am 16. Dezember 1936 hatte ein Gestapo-Beamter beim Verlag ein Buch abgeholt mit dem Bemerken, daß es geprüft werden solle. 1937 erschien in einer NS-Wochenzeitung ein ganzseitiger Beitrag zu Pankok unter dem Titel „Gotteslästerung 1936“, in dem das „jüdische Aussehen“ Jesus in Pankoks Bildern gebrandmarkt wurde. Bereits 1933 und 1935 wurden Ausstellungen in Essen, Münster und Mülheim mit Pankoks „Passion“ geschlossen oder abgesetzt. Schließlich bildete sich in Düsseldorf um Pankok ein Kreis antifaschistischer Künstler, u. a.: Julo Levin, Franz Monjau, Mathias Barz, Carl Lauterbach, Peter Ludwigs und Will Küpper aus der ehemaligen Avantgarde des „Jungen Rheinlands“ und der „Rheinischen Sezession“. Kontakte gegen Isolation, staatlichen Druck und Resignation sowie materielle Hilfe untereinander bildeten die Grundlage. Pankok vermittelte z. B. C. Lauterbach private Portraitaufträge oder sammelte Geld für die Flucht nach Holland. Pankok schuf während dieser Zeit zahlreiche Karikaturen über die Großen des Regimes, diese „Steckbriefe“ sind bis heute kaum bekannt geworden. Anfangs wurden auch antifaschistische Flugblätter z. B. in Telefonzellen deponiert. Pankok schickte Holzschnittflugblätter an Frontsoldaten (siehe auch die Titelgrafik dieser Ausstellung.)

 

Arthur Kaufmann

1888 geb. in Mülheim an der Ruhr, 1905 Studium an der Kunstakademie, Düsseldorf 1906-1919 Reisen in Europa, 1919-1933 in Düsseldorf, Mitbegründer der Künstlergruppe „Junges Rheinland“, 1929 Leiter der Dekorationsfachschule in Düsseldorf, 1933 Emigration nach Holland, 1936 Übersiedlung nach New York, 1948-1949 Brasilien, 1953 Deutschland, 1955 Israel, 1956 wieder in die USA, 1971 gestorben in Nova Friburgo, Brasilien.

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Hermann Haber

1888 geb. in Essen, 1902 Übersiedlung nach Mülheim an der Ruhr. Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie. Als Karikaturist für Zeitungen und als Porträtist tätig. Emigierte 1940 nach Holland und ist dort verschollen (vermutlich im KZ gestorben).

Am Scharpenberg


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