„Moorsoldaten“ – so nannten sich die politischen Häftlinge des Konzentrationslagers Börgermoor,
das 1933 im Emsland errichtet worden war. Texter des Liedes waren der Moerser Bergmann Johann
Esser und der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Langhoff, die Musik stammt von Rudi Goguel.
Das Lied wurde am 27. August 1933 bei einer Veranstaltung namens „Zirkus Konzentrazani“ von 16
Häftlingen, überwiegend ehemaligen Mitgliedern des Solinger Arbeitergesangvereins, aufgeführt.
Beschrieben wird die Entstehung des Liedes in Wolfgang Langhoffs 1935 in der Schweiz
erschienenem Erinnerungsbericht „Die Moorsoldaten“: Nach einer nächtlichen Prügelorgie der Lager-
SS, „Nacht der langen Latten“ genannt, überlegen einige der KZ-Häftlinge, die starre Front der
Wachleute aufzubrechen. Sie beschließen, durch die Inszenierung einer Lagerveranstaltung, die sie in
einer Art grimmigen Galgenhumors „Zirkus Konzentrazani“ nennen und an der neben den Häftlingen
auch alle Wachmänner des Lagers teilhaben sollen, kulturelle Überlegenheit zu demonstrieren und
so das Selbstbewusstsein der geschundenen Gefangenen wieder aufzurichten. Das „Börgermoorlied“
bildete den Abschluss des „Zirkus Konzentrazani“.
Der Komponist, Rudi Goguel; erinnerte sich später:
„Die sechzehn Sänger, vorwiegend Mitglieder des Solinger Arbeitergesangsvereins,
marschierten in ihren grünen Polizeiuniformen (unsere damalige Häftlingskleidung)
mit geschulterten Spaten in die Arena, ich selbst an der Spitze in blauem
Trainingsanzug mit einem abgebrochenen Spatenstiel als Taktstock. Wir sangen,und
bereits bei der zweiten Strophe begannen die fast 1.000 Gefangenen den Refrain
mitzusummen. [...]
Von Strophe zu Strophe steigerte sich der Refrain, und bei der letzten Strophe sangen
auch die SS-Leute, die mit ihren Kommandanten erschienen waren, einträchtig mit
uns mit, offenbar, weil sie sich selbst als ‚Moorsoldaten‘ angesprochen fühlten. [...]
Bei den Worten ‚… Dann zieh‘n die Moorsoldaten nicht mehr mit den Spaten ins
Moor‘ stießen die sechzehn Sänger die Spaten in den Sand und marschierten aus der
Arena, die Spaten zurücklassend, die nun, in der Moorerde steckend, als Grabkreuze
wirkten. [...] Die drei gleichbleibenden Töne, mit denen das Lied beginnt, sollten die
Öde des Moores und die schwere Situation charakterisieren, unter der die
Moorsoldaten leben mussten.“
Die anfängliche Zustimmung durch die SS ist nur von kurzer Dauer. Zwei Tage nach der ersten
Aufführung wurde das Lied von der Lagerleitung verboten. Auf verschiedenen Wegen wurde das
Moorsoldatenlied aus dem Lager herausgebracht. Der Mülheimer Otto Gaudig, der als Schuster im KZ
Börgermoor arbeitete, hatte das Liedblatt zwischen Sohle und Brandsohle seiner Schuhe eingenäht,
um es sicher aus dem Lager bringen zu können. In den Jahren bis 1945 gelangte es in etliche andere
Lager des NS-Regimes.
1935 lernte es der nach England emigrierte Komponist Hanns Eisler in London
kennen. Er überarbeitete die Melodie für den Sänger Ernst Busch. Dieser schloss sich während des
Spanischen Bürgerkrieges (1936–1939) den Brigadas Internacionales an, die die Spanische Republik
gegen den von Franco angeführten und von Hitler und Mussolini unterstützten Staatsstreich
verteidigten. Dadurch wurde das Lied verstärkt international bekannt. Gesungen wurde es u.a. in der
englischen Version „The Peat Bog Soldiers“ in den USA oder als „Chant des Marais“ in der
französischen Résistance.
Die „eingängigere“ und heute mehrheitlich gesungene Melodiefassung mit ihren typischen
Terzintervallen zu Beginn und Ende der ersten Liedzeile sowie einem im Vergleich zum Original verstärkt auftretenden punktierten Marschrhythmus stammt von Hanns Eisler. Das Original von Rudi
Goguel beginnt dagegen mit drei gleichen Anfangstönen auf dem Moll-Akkord und beendet die
Liedzeile mit einer linear fallenden Tonsequenz, der Rhythmus ist gleichförmiger. Während das
Original die trostlose Lage der Häftlinge im KZ Börgermoor einfängt (siehe auch den Bericht von Rudi
Goguel), hört man in der Eislerschen Fassung mehr Aufbegehren und Widerstand. Dies macht diese
Version geeignet als Protest- und Kampflied, als das sie u.a. in der Résistance und bei den
Internationale Brigaden gesungen wurde.
Heute existieren Versionen des Liedes in mehreren Sprachen, zu den bekanntesten Interpreten
gehören Ernst Busch, Peter Rohland, Hein und Oss, Paul Robeson, Pete Seeger, Perry Friedman, The
Dubliners und Hannes Wader. Neuere Bearbeitungen stammen von der Kölner Saxophon Mafia,
Welle: Erdball, Liederjan, Die Toten Hosen, Die Schnitter, Michael von der Heide und Helium Vola.
Textquellen:
Erinnerungsbericht Wolfgang Langhoff; DIZ Emslandlager;
Inge Lammel:
Kampfgefährte – unser Lied; Wikipedia. Bemerkungen zu den Liedversionen, Notensatz und Akkordbezeichnungen (Eisler): K. H. Zonbergs |
Die Moorsoldaten
Originalfassung Rudi Goguel
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Fassung Hanns Eisler
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